15

15.07.2000

Bukarest

 

Cond. : JOSÉ COLLADO

 




Montserrat Caballé zerreißt nach Orchester-Patzern Partitur

 

 

 

 

 

 

 

Montserrat Caballé zerreißt nach Orchester-Patzern Partitur

Bukarest, 15. Juli 2000 - Die berühmte Opernsängerin Montserrat Caballé hat bei einem Konzent auf offener Bühne ihre Partitur zerrissen, nachdem das begleitende Orchester mehrfach aus dem Takt geraten war. Wie die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax am Samstag meldete, verpassten die Musiker des Nationalen Rumänischen Rundfunkorchesters bei dem Gesangsabend in der Hauptstadt Bukarest am Freitag mehrmals ihren Einsatz. Dirigent José Collado entschuldigte die Patzer schließlich mit "Fehlern in der Partitur". Daraufhin zerriss Caballé vor 2000 verblüfften Zuschauern ihre Notenblätter. Anschließend küsste sie den Dirigenten als Geste der Versöhnung auf die Wange. Das Publikum begrüßte die Szene mit lautem Applaus.

 

 

 





23

23.12.1999

Lübeck

Musik- und Kongresshalle

mit MONTSERRAT MARTÍ, OSCAR MARÍN, YOUNG-JOO KIM, Cond.: JOSÉ COLLADO

 




27/12/1999 – Lübeck

27/12/1999 – Lübeck

 

Wehmut und Zärtlichkeit flossen innig zusammen

 

 

Die dramatischen Sopran-Partien der großen italienischen Oper waren ihre eigentliche Domäne und sängerische Heimat. Eine wendige Singschauspielerin war die Caballé nie, wohl aber eine technisch perfekte Bühnensängerin, die ihre Kolleginnen und Kollegen mit Leichtigkeit an die Wand singen konnte, wenn sie wollte. Doch blieb sie immer der "Charakter-Sopran", der in ihren dramatischen Rollen mitschwang.

 

Mit einer Erkältung kämpfend, wagte sie jetzt in Lübeck nur mehr ein halblautes Mezza voce. Ihre nach wie vor intakte Technik bewahrt sie zwar vor Katastrophen. Doch die Tragik des altersbedingten Kräfteverzehrs war körperlich zu spüren. Dass sie überhaupt an die Trave gereist war, vergalten ihr die Lübecker mit Liebe und Nachsicht. Zumal in ihrer Lauretta-Arie "O mio babbino caro" (Väterchen, teures, höre) aus Puccinis Gaunerkomödie "Gianni Schicchi" Wehmut und Zärtlichkeit herzerwärmend zusammenflossen.

 

Umso brillanter zeigte sich ihre Tochter Monserrat, überdies auch noch vom Vater, dem Tenor Bernabé Marti, sängerisch "belastet" - ein genetischer Umstand, der hier einmal glücklich ausschlägt. In ihrer Arie "Mi chiamano Mimi" (sie nennen mich Mimi) aus Puccinis Oper "La Bohème" fing die Sopranistin die welke Schönheit der schwindsüchtigen Näherin ein, die am kalten Weihnachtsabend ihrer ersten und letzten Liebe begegnet. Gewinnend besang der Bariton Young Joo Kim die "Nemica della Patria" (Feindin des Vaterlands) aus der Oper "Andrea Chenier" von Umberto Giordano, während der Tenor Oscar Marin die Minnie aus Puccinis "La Fanciulla del West" (Das Mädchen aus dem goldenen Westen) mit bohrendem Blick beschwor, ihm um Himmelswillen zu vertrauen. Im Rahmen eines im Programm nicht ausgedruckten Arien-Blocks , den Montserrat Cabballé als Festgeschenk deklarierte, versicherte Oscar Marin einer unsichtbaren Geliebten mit tenoraler Inbrunst: "Dein ist mein ganzes Herz" aus Lehars Operette "Das Land des Lächelns".

 

Nach der Pause war Weihnachten nicht mehr aufzuhalten. Da rieselten Schnee, Engelshaar und Halleluja-Lametta nur so vom Podium, bis das Prinzchen süß und selig eingeschlafen war und die "Stille Nacht" angebrochen. Die Janacek-Philharmonie aus Mährisch Ostrau unter José Collado hielt die mürben Schweiß-Nähte des Potpourris tapfer zusammen.





Sept

Sept. 1997

St. Petersburg

Teatre Marynsky

Konzert, mit MONTSERRAT MARTÍ

 




St

St. Petersburg, Sept. 1997

Dynamic Opera Couple Dazzles Mariinsky Crowd

By George W. Loomis

It says much about Montserrat Caballe's enduring appeal that the spell of her singing continues to work its effect anew, even on those who never heard her in her prime.

Memories of past performances could have had little place in generating the affectionate reception accorded her at the Mariinsky Theater on Tuesday night by an audience that paid upwards of 1 million rubles ($172) a ticket. It was not the kind of tumultuous ovation New York would no doubt bestow on the diva, but it comported nicely with the sound of the luminous voice itself and the supple way it was deployed.

Listeners have always marveled over the ease of Caballe's smooth legato and her exquisite soft singing. Happily, these qualities seem impervious to time and remain as captivating as ever. This was clear from the soprano's first utterance (once past the tonally shaky recitative) in the "Letter Duet" from "The Marriage of Figaro," as she invested the Countess's phrases with special poise and nuance.

Tuesday's concert was different mainly in that Caballe shared the program with her daughter, soprano Montserrat Marti. Montserrat senior had ample opportunity to spin out one melody after another, and her daughter's presence never detracted from the central experience.

The difference between the two Montserrats is that one has a perfectly pleasant, nicely developed but ordinary voice and the other a legendary one. This was a point brought home when they sang virtually the same piece: Juliet's aria "Oh! quante volte" from Bellini's "I Capuleti ed I Montecchi," came from the daughter, and a song that shares the same tune from the mother.

Yet despite their differences individually, the voices sounded lovely together, free and easy in a duet from Giovanni Pacini's "Temistocle" and exquisitely unanimous in the famous, hypnotic duet from Delibes' "Lakme."

Fine as the Lakme duet was, by the midpoint of the second half matters needed some pepping up, and conductor Jose Collado's rousing performance of the intermezzo from Jeronimo Gimenez's zarzuela "La boda de Luis Alonso" - though purely orchestral - won one of the biggest ovations of the night.

Encores are often the heart of a Caballe recital, but there were only four on Tuesday. Still, hearing her in "Io son l'umile ancella" from Cilea's "Adrianna Lecouvreur" was the moment I treasured most, and, at the other pole, Rossini's "Cat Duet" had plenty of snarl.

And finally, just who was in the audience? A well-heeled bunch to be sure. A way must be found for St. Petersburg's cash-strapped musical institutions to get these people involved in the mainstream of the city's musical life. But would someone please tell them to turn off their cellular phones.

 





16

16.11.1996

Nürnberg

Meistersingerhalle

Recital, Piano: MANUEL BURGUERAS

 




Nürnberger Nachrichten – 18

Nürnberger Nachrichten – 18.11.1996

 

Liederabend – Nürnberg – Meistersingerhalle – 16. Nov. 1996

 

 

Eine Diva zelebriert sich selbst

 

Recital mit Montserrat Caballé in der Nürnberger Meistersingerhalle - Am Klavier: Manuel Burgueras

 

Die geplante Zugaben-Parade wurde vom frenetischen Applaus prompt eingefordert.  Das Publikum hatte ein Anrecht auf Verlängerung, denn im offiziellen Teil sang Montserrat Caballé  in der Nürnberger Meistersingerhalle knapp 60 Minuten.  Auf ihrer Tournee besucht die spanische Primadonna fünfzehn Städte zwischen Wilhelmshaven und Basel, wo sie vor genau 40 Jahren (als 23jährige) zum Operndebüt antrat.

 

Seitdem feiert sie weltweit Triumphe - nach den Bühnenstrapazen jetzt lieber mit Arien-Recitals im Konzertsaal.  Nach Franken kommt sie öfters, auch diesmal mit dem Pianisten Manuel Burgueras, der sie beim Konzert im Februar '94 in der Meistersingerhalle begleitete.  Sogar ein neues, italienischspanisches Programm hat sie einstudiert, das sie, leger auf den Flügel gestützt, hinterm Stehpult vom Blatt singt.

 

Der Saal ist selbst bei Preisen zwischen 137 und 64 Mark rappelvoll.  Ein Bilderbuch im Superformat mit acht ganzseitigen Farb-Konterfeis ist für 15 Mark begehrt. Unersättliche Fans tragen den Star auf CDs noch mit nach Hause.  Das eigentliche Ereignis ist die Luxus-Aura, die aufwendige Event-Promotion einer Diva, die ihre Töne wie Preziosen dem Verehrer-Volk in die Ohren schmeichelt.

 

Neben den blassen Blumen auf dem dezent dekorierten Podium wirkt die Stimme der Sopran-Seniorin frappierend frisch.  Graziöses Zelebrieren war immer ihre Stärke: Intimität gilt ihr mehr als leidenschaftliche Dramatik.  Ihre schwebenden Spitzentöne strahlen noch immer in mildem Glanz, künden von erlesener Vokalkunst.  Das samtweiche Kuschelorgan wahrt bis in extreme Höhen kristallene Klarheit und luzide Transparenz.  Die Edelsteine an der kostbaren Robe und im Kehlkopf sind hochkarätig echt.

 

So elitär kulinarisch begibt sich Montserrat Caballé wieder einmal auf die musikalische Reise durch Stile und Jahrhunderte, vom italienischen Scarlatti- und Vivaldi-Barock über Opern-Stationen bei Donizetti und Rossini zur spanischen, folklore-beseelten Spätromantik.  Mögliche Dynamik-Kontraste werden ins sanfte Ebenmaß entrückt.  Eine Legende feiert sich selbst.

 

Bei den künstlerisch anspruchsvollen Liedern Joaquino Nins gewinnt immerhin der Klavierpart individuelles Leben; Manuel Burgueras zeigt pianistisches Profil.

 

Bei den finalen Ovationen strömen begeisterte Fans an die Rampe, legen zum Blitzlichtgewitter der Fotoamateure dem Idol Blumensträuße zu Füßen.  Ist die Oper in ihrem Surrogat lebendiger als in der Urform?

 

FRITZ SCHLEICHER

 

 





18

18.06.1996

Lübeck

Am Holstentor / Openair

mit MONTSERRAT MARTÍ, Cond. : JOSÉ COLLADO

 




Open-Air-Konzert Lübeck, 18/06/1996 – Lübecker Nachrichten (19/06/1996)

Open-Air-Konzert Lübeck, 18/06/1996 – Lübecker Nachrichten (19/06/1996)

 

Umjubelter Auftritt von Montserrat Caballé vor dem Holstentor

 

Der Zauber einer Stimme

 

Gestern, 21.03 Uhr: Die erste Oboe des Staatsorchesters der Rheinischen Philharmonie gibt den Kammerton „A“ an, die Bläser und Streicher stimmen ein letztes Mal ihre Instrumente, dann betritt s i e nach einer Ouvertüre des Orchesters die Bühne: Montserrat Caballé, weltweit gefeierte Sopranistin und ihre Tochter Montserrat Martí, stehen vor dem Holstentor, umtost von Applaus der 6000 Zuhörer. Dann singt die Diva den ersten Ton auf ihrer Deutschlandtournee ‚96. Lübeck war Auftakt einer Reihe von Auftritten vor historischen Kulissen.

 

Bevor die Diva die Bühne betrat, hatte schon ganz Lübeck Anteil an dem Konzert gehabt. Nicht immer im Guten. „Wegen einer Großveranstaltung ist der Holstentorplatz gesperrt. Bitte umfahren sie den Bereich weiträumig“, hatte am Mittag der Rundfunk gewarnt. Zu Recht. Nachdem um 14 Uhr der Platz gesperrt worden war, bildeten sich bald Staus. An der Untertrave stand Bus hinter Bus, die Stadtwerke hatten ihre Linien umlegen müssen. Vor dem Lindenteller und der Marienbrücke drängelten sich die Autos.

 

Montserrat Caballé und ihre Tochter Montserrat Martí ruhten sich vor dem großen Auftritt in der Präsidenten-Suite des Senator Hotels aus. Um 18.15 Uhr begann auf der Bühne vor dem Holstentor der Sound-Check. Die Diva und ihre Tochter sangen mit dem Orchester. „Carlos, wie bin ich – ich kann mich hier selbst nicht hören“, fragte die Sängerin ihren Bruder und Manager Carlos Caballé, der in den noch leeren Stuhlreihen saß und anerkennend den Daumen hob. Eine zwei Meter hohe Plastikplane schützte den Bühnenraum vor Regen und Wind. „Regen wäre nicht so schlimm, der Wind macht uns Sorgen“, sagte Johann W. Wagner, Chef der Musik- und Kongresshalle.

 

Trotz der Kälte lobte die Caballé nach dem Sound-Check den Veranstaltungsort: „Es ist einmalig, in dieser Stadt mit der Tournee anzufangen. Vor dieser Kulisse, unter den Türmen, fühlt man sich ganz klein.“ Gegen 19 Uhr traf sich die Opern-Diva mit dem Tournee-Team zu einer Besprechung und zum Abendessen. Zu dieser Zeit bogen die letzten beiden Busse an diesem Tag von der Willy-Brandt-Allee in Richtung Lindenplatz ab. Dann stellte die Lübecker Security-Firma Magnum, mit 30 Mann vor Ort, die Einlassgitter auf. 20 Minuten später passierten Karin und Hans Scholz aus Klausdorf bei Kiel als erste die Kartenkontrolle. Unterdessen standen hinter den Absperrungen immer mehr Zaungäste. „Wir haben leider keine Karten mehr bekommen, es war ausverkauft“, berichtet Manfred Sutor bedauernd. Und Karin Rogall neben ihm fügt hinzu: “Jetzt wollen wir wenigstens als Zaungäste dabeisein.“ Zu den „Schwarzhörern“ gehörte auch Astrid Schilling. „Kein Geld“, nannte sie als Grund, sich keine Karten gekauft zu haben. Dafür hatte sie es sich mit einer Flasche Sekt auf der Puppenbrücke gemütlich gemacht.

 

Die Caballé ließ sich mit einem Wagen vom Senator Hotel zum Holstentor bringen, wo ein Wohn-Container als Garderobe diente. Auf die Bühne gehoben wurde die Diva mit einem Lift. Und dann sang sie…

 

 




Lübecker Nachrichten – 20/06/1996

Lübecker Nachrichten – 20/06/1996

 

 

Auftakt der Caballé-Tournee vor dem Holstentor bei starkem Wind und kaltem Wetter

 

Diva hinter Klarsichtfolie

 

Matthias Hoffmann, Stimmen-Marktführer in Deutschland, hatte nur die Kaltmiete bezahlt: Beim Auftakt der Open-Air-Tournee von Montserrat Caballé vor dem Holstentor froren die Diva und an die 6000 Zuhörer teils erbärmlich. Aber alle machten gute Miene zu den für Juni winterlichen Temperaturen und den kräftigen Böen, feuerten sich gegenseitig an, um die zwei Stunden mit Musik zum Erlebnis zu machen.

 

Montserrat Caballé hatte sich ihr Programm klug ausgewählt. Zunächst zwei kaum bekannte Rossini-Arien zum Einsingen mit leichten Koloraturen und behutsamen Sprüngen, vor allem im Piano die vorbildliche Kultur ihrer Stimme nutzend, um dann den Schlussbogen mächtig auszuhalten. Mit den Arien der Santuzza aus „Cavalleria rusticana“ und der Adriana Lecouvreur breitete sich ein schöner Abglanz aus der großen Zeit der Primadonna über die Fan-Gemeinde zwischen Holstentor und Bronzelöwen.

 

Die Diva dankte zwischendurch, „dass Sie gekommen sind in dieses norddeutsche Wetter“, und stellte dann ihre Tochter Montserrat Martí vor – und diese helle Sopranstimme gab sich mit junger Kraft hinein in „Väterchen, teures, höre“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“, dass erstmals so etwas wie Begeisterung im Publikum aufkam.

 

Nach der Pause wuchsen Mutter und Tochter aneinander im Wettbewerb mit leichter Kost. Immer geschmeidiger wurde der Sopran der Diva bei Dostal und spanischen Operetten, immer kecker sang Montserrat Martí, dass just sie zum Publikumsliebling avancierte und das erste Bravo für „Meine Lippen sie küssen so heiß“ (Léhar) einheimste.

 

Einige wenige Zugaben sangen beide Montserrats in warme Tücher gehüllt, derweil sich Dirigent José Collado schon mal den Schweiß von der Stirn wischte: Er hatte sich in Rage gearbeitet, teils mit Luftsprüngen wie auf einem Trampolin für Heiterkeit gesorgt – ein Mann, der seine eigenen Show-Qualitäten entwickelte und das sinfonische Orchester mit Vehemenz und „Ole!“ auf südländischen Trab brachte.

 

Dann war dieses erste Classic Open Air vor dem Holstentor kurz nach elf zu Ende, die Heerscharen zogen – bis auf wenige Rabattentreter – gesittet durch die Anlage zurück zu den Löwen und sich fröstelnd die Kragen enger.

 

Der Norden hat eben seine eigenen Klimatischen Gesetze. Durch die Eutiner Sommerspiele erprobt, war so mancher mit Decken und dickem Mantel ausgestattet. Also fiel es schwer, südländisches Flair zu entwickeln, zumal die Diva hinter einer durchsichtigen Plastikplane sang: Das wirkte wie ein Stummfilm, derweil die Musik hoch über allen Köpfen aus einer Batterie von Lautsprechern verbreitet wurde.

 

Open Air hat seinen eigenen Charakter: Das ist ein Event für Tausende, die Entertainment suchen und einen Zipfel des Ruhmes von Stars, die hier nun einmal live zu erleben sind. Musik zum Anfassen ist das wiederum auch nicht, denn die Töne kommen elektronisch verstärkt – das ist denn nicht echt live, sondern „unplugged“, wie der Fachmann weiß. Da klingen die Bässe in Rossinis Ouvertüre zu „Die Italienerin in Algier“ ganz dumpf wie auf einer technisch unvollkommenen Plattenaufnahme der 50er Jahre.

 

Wer aber zu so einem Open-Air-Spektakel geht, weiß, dass er sich auf solche Unvollkommenheiten einläßt: dass die tüchtigen Musiker der Rheinischen Philharmonie Koblenz im Kampf mit dem Wind die Noten auf dem Pult festklammern; dass Windgeräusche von den feinen Mikrophonen eingefangen und wie Donnergrollen weitergeleitet werden; dass die Instrumente schnell verstimmen…Das ficht kaum einen an, denn wichtig ist das gemeinsame große Erlebnis.

 

 




18/06/1996 – Lübeck (OPERNGLAS – Sept

18/06/1996 – Lübeck   (OPERNGLAS – Sept. 1996)

 

 

Montserrat Caballé in Lübeck

 

„Wir müssen warten: die Musik fällt runter!“ Mit dieser humorvollen Bemerkung der wie immer charmant mit dem Publikum kokettierenden Montserrat Caballé traf die Sopranistin nicht nur ein momentanes Problem der Musiker mit ihren Notenblättern, sondern auch – wahrscheinlich unbewusst – das große Manko dieser Open Air Veranstaltung auf den Punkt. Der im Norden ungeheuer promotete Auftakt ihrer „Classic Open Air Tournee“ krankte nämlich vor allem an der überaus unzulänglichen Akustik und, als deren Auslöser, der Wahl des Veranstaltungsortes. Der auffrischende Wind hatte auf diesem relativ ungeschützten Platz jede Chance, die Musik „runterfallen“ zu lassen oder sie plötzlich kraftvoll nach oben zu katapultieren. Wenige Tage zuvor, als sich im lauen Sommerwetter noch kein Lüftchen regte, wäre dieser Effekt kaum zum Tragen gekommen; aber bei einem Open Air in diesen Gefilden, erst recht bei einem Konzert mit Sonder-(Preis-) Klasse, muss mit widrigen Wetterverhältnissen einfach gerechnet werden und für die entsprechenden technischen Voraussetzungen gesorgt werden. Das im Programmheft angepriesene „ausgefeilte Klangsystem, das eine optimale Akustik bis in die letzten Reihen gewährleistet“, versagte bereits im „Mittelfeld“ des Platzes (etwa 70. Reihe). Zudem wäre vielleicht statt der ausgefeilten Lichttechnik, die aus dem Holstentor eine märchenhafte Disney-World-Kulisse zauberte, eine Videowand angebrachter gewesen – der allgemeinen Stimmung wären der so kaum wahrnehmbare, aber offensichtlich wie immer sprühende Charme der Spanierin und ihr selbstironischer Humor sicher gut bekommen.

 

Was sich dann durch Windböen verzerrt und durch grollende Mikrophongeräusche unterlegt an das Ohr schlängelte, entzieht sich einer ernsthaften Kritik. Bemerkt werden soll aber zumindest das auffällig runder und schöner werdende Timbre der mit einigen kurzen Arien („O mio babbino caro“) ebenfalls vertretenen Tochter der Diva, Montserrat Martí, die sich laut Ankündigung auf ihr Operndebüt vorbereitet: als Zerlina an der Hamburgischen Staatsoper. Die Caballé selbst überraschte mit einer Auswahl teils schwierigster Partien, denen sie – nach dem, was man davon beurteilen kann – kaum gerecht werden konnte: weder der Adriana noch der Santuzza, am wenigsten aber den Koloraturen von „Tancredi“. Ihr ansonsten stets differenzierter Vortrag verwandelte sich leider mitunter durch die launische Akustik zu messerscharfen Attacken, und ihre nach wie vor großartigen, feinen Piani erhielten eine falsche, unkontrollierte Eigendynamik.

 

Besonders in den spanischen Programmpunkten fanden beide Sängerinnen ihre größten Momente, und auch das Staatsorchester Rheinische Philharmonie unter José Collado erhielt hier den meisten Beifall, Für richtige, ausgelassene Open-Air-Stimmung war es dem Publikum aber offensichtlich zu kalt, obwohl die meisten Zuschauer sich nicht beirren ließen und am Ende die wacker gegen den Wind und Kälte ansingenden Spanierinnen doch noch lautstark feierten und dafür auch mit vier rasch gewährten Zugaben belohnt wurden. Für die nun folgende Tournee wären bessere Bedingungen zu wünschen, nicht nur für das Publikum, sondern vor allem auch für eine in früheren Jahren großartige und unvergessliche Sängerin, die auch heute noch mit ihrer ansteckenden Freude am Gesang und durch ihre ungeheure Popularität nicht wenig zur Verbreitung klassischer Musik beiträgt.

 

Einziger schaler Beigeschmack für kulturell ernsthaft Interessierte: Bei über 5000 verkauften Caballé-Karten (ab 75,- DM aufwärts!) schienen die Lübecker für das 3 Tage zuvor angesetzte Benefiz-Konzert für den Lübecker „Stadtfrieden“ mit dem NDR unter Solti kein Geld mehr übrig gehabt zu haben. Bei extrem schlechtem Kartenverkauf musste dort die MUK leidlich aufgefüllt werden, wodurch die an Schüler verschenkten Karten wohl den größeren Benefiz-Anteil erfüllten.











16

16.09.1995

Berlin

Staatsoper Unter den Linden

mit MONTSERRAT MARTÍ

 




Liederabend – Montserrat Caballé und Montserrat Martí

Liederabend – Montserrat Caballé und Montserrat Martí

Berlin – Deutsche Staatsoper Unter den Linden – 16/09/1995

 

 

Berliner Morgenpost – 18/09/1995

 

 

Die Primadonna führt ihre Tochter ins Konzertleben ein

 

 

Montserrat Caballé und Montserrat Martí umjubelt

 

 

Am Ende des Konzerts genossen sie sichtlich die stehenden Ovationen des Publikums in der ausverkauften Lindenoper. Die Mutter locker und souverän wie gewohnt, die Tochter glücklich und mit entkrampfterem Lächeln. Das nicht ganz risikolose Projekt ist gelungen: Die weltweit gefeierte, spanische Sopranistin Montserrat Caballé hat die junge Sopranistin Montserrat Martí in die Berliner Konzertwelt eingeführt.

 

Mit ihrem ersten gemeinsamen Programm „Two Voices, One Heart“, in dem italienische, französische und spanische Arien, Lieder und Duette von Scarlatti, Rossini, Massenet oder Barbieri erklingen, sind Mutter und Tochter derzeit mit Klavierbegleiter Manuel Burgueras auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

 

Für diese Konzertereignis ist gewissermaßen Montserrat Caballé höchstselbst verantwortlich. Und das geht zurück ins Jahr 1962, als sie den Tenor Bernabé Martí kennenlernte. Die Hochzeit fand zwei Jahre später im Kloster von Montserrat statt. Einige Jahre später kam die kleine Montserrat zur Welt.

 

Auf der Bühne ist Montserrat Martí anzusehen, daß sie zunächst eine Ballett-Ausbildung erhielt. Später durchlief sie wie die Mutter eine spanische Gesangsausbildung. Der leicht silbrige Klang ist auch beiden zueigen. Montserrat Martí vermag vom Stimmvolumen her bereits ein Opernhaus zu füllen. Die Sopranistin verfügt über eine schöne Höhe, die Stimme ist schlank und stets wohlgeformt. Und sie hat eine romantische Ader, die französische Musik liegt ihr erstaunlich gut.

 

Der Abend gehörte dennoch Montserrat Caballé. Sie ist halt die Primadonna. Wobei ihr Geheimnis darin besteht, überaus natürlich geblieben zu sein. Davon leben ihre Interpretationen. Selbst das „Katzenduett“, in dem sie das schmusige Raubtier herausläßt…




Tagesspiegel – 18/09/1995

Tagesspiegel – 18/09/1995

 

 

Familienplanung

 

Montserrat Caballé und ihre Tochter Montserrat Martí: Lieder- und Arienabend in der Staatsoper

 

 

Mutterliebe kann manchmal etwas Rätselhaftes haben: eine wirkungsvollere Platzierung für ihren gefühlvollen Vortrag von Paisiellos „Il mío ben“ hätte Montserrat Caballé kaum wählen können. Die großen Bögen in der sehnsüchtigen Klage der traurigen Freundin, die feinen Echowirkungen, wenn die Stimme der Diva nach leidenschaftlichen Ausbrüchen ins Piano glitt, deklassierten fast die eher leidenschaftslos vorgetragenen Händel- und Scarlatti-Stücke ihrer Tochter Montserrat Martí, mit der sie gegenwärtig europäische Konzertpodien bereist und in der Staatsoper Station machte.

 

„Wo bleibt da der Familiensinn?“, mochte man sich fragen. Er zeigte sich im Laufe des Abends, als die Tochter mit mädchenhaft heller Stimme, mit Geläufigkeit und sicherer Höhe zu sich selbst fand und auch den Weg zeigte, auf dem sie aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter treten kann: Auf den „Chemins de l’amour“ von Francis Poulenc bekam ihre Stimme eine persönliche Färbung, die Höhe wurde voller und auch die Arme entkrampften sich. Die Frau gehört auf die Opernbühne (und in die Hände eines guten Regisseurs), was ihre Zugabe „Oh, mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“ bestätigte. Vorher, etwa in Rossinis „A Granada“ mochte man nicht glauben, dass da Nächte voller Liebe besungen werden, oder, in Mercadantes „La zingarella“, dass da eine „sibilla dell’amor“ sich an Verliebte wendet, die Rätsel jedes Herzens zu ergründen.

 

Montserrat Caballé hatte zu kolossalen Roben – schwarz/scharlach und schwarz/silber, die Tochter kam in weißem Empire und in einer braungoldenen Creation – ein Programm gewählt, in dem sie den Umfang und die Valeurs ihrer Stimme vorführen konnte, ohne dabei immer die Musik zu benutzen, die ihr adäquat ist. Mit dem Paisiello verließ sie den Barockteil des Abends, in dem zwar Triller und Legato berücken konnten, letztlich aber Oper-Heroinen des Verismo im fremden Gewand auf ihren Auftritt harrten. Wie bei der Tochter die Lauretta kam bei der Mutter eine andere, Adriana Lecouvreur, in ihrer Zugabe zu ihrem Recht. Da zeigte sich die große Gestalterin großer Rollen.

 

Atemberaubende Schattierungen, eine Wärme im Ton, Übergänge ins Piano machten mehr als wett, dass schon im Laufe des Abends mal zu tief angesetzt wurde oder leichte Trübungen hörbar wurden. Einen Grund muss es schließlich haben, dass die gefeierte Sopranistin nicht mehr in ihrem eigentlichen Metier, der Oper, auftritt. Mit großen Gesten zelebriert die Sängerin ihre Kunst; da wird ein Piano mit einer beschwörenden Handbewegung eingeleitet oder ein ausklingender Klageton ebenso verabschiedet, sie ist immer auf dem Theater ohne Theatralisch zu werden – eine Priesterin ihrer eigenen Stimme. Lieder von Jules Massenet („Cherubin“) oder Joaquín Turina („Seata“ und „Tu pupilla es azul“, Huldigungen himmlischer und irdischer Liebe) werden so zu eigenständigen Szenen.

 

Ergänzung und Kontrast erklangen in Duetten der beiden Montserrats, wenn die Soprane respondierten oder unisono ihre Kantilenen ausschwingen ließen. In Rossinis „Gondoliera“ etwa oder in den Boleros, Habaneras und andalusischen Liedern im spanischen Teil des Abends. Da brachte der Pianist Manuel Burgueras auch den Flügel zum Singen, aus dem vorher eher Pflichttöne zu vernehmen gewesen waren.

 

Ein Blumenregen ging am Ende auf die Bühne nieder, das Publikum applaudierte im Stehen, nicht ohne von der mütterlichen Diva warme Worte des Dankes und des Leides – sie hat’s in den Knien, war da zu vernehmen, und dafür wurde ihr von den Bühnentechnikern ein kurzer, treppenloser Weg geebnet – entgegengenommen und als Rausschmeißer Rossinis Katzenduett gehört zu haben.

 

Wolfgang Lehmann




Berliner Kurier – 18/09/1995

Berliner Kurier – 18/09/1995

 

 

Die Caballé kam mit ihrer Tochter - ein grandioser Abend

 

 

Bei Rossinis "Katzen-Duett" mauzen sich die alte und die junge Katze schier die Seele aus dem Leib - heitere Zugabe nach einem grandiosen Liederabend. Die spanische Primadonna Montserrat Caballé ist erstmals mit ihcer Tochter Montserrat Marti auf Tournee: eine Göttin und ein Engel, der eine Göttin zu werden verspricht. "Two Voices - One Heart" (Zwei Stimmen - ein Herz), der Abend hätte nicht passender überschrieben sein können.

 

Natürlich kommt die Tochter noch längst nicht an die mühelos scheinende Technik der Mutter heran, an die emotionale Tiefe und dramatische Kraft. Aber für Scarlattis "Ho un'alma" heimste sie dann doch die ersten Bravos des Abends ein. Schönste Momente: Wenn die charismatische Diva ohne Allüren gemeinsam mit der überirdisch zarten Tochter im Duett singt. So beim Bolero aus "Los Diamantes de la Corona" von Barbieri, bei dem Montserrat Marti die Kastagnetten klappern läßt ".

 

Warum sie die Abgänge durch den schweren Samtvorhang und nicht seitlich machte, erklärte die Caballé mit ihrem "schweren Knie". Ganz offensichtlich hatte sie Probleme beim Laufen. Blumen von den Rängen, Standing ovations, Füßetramyeln. Das Publikum wollte sie nicht gehen lassen. Sie wurden bejubelt und mit Blumen überschüttet: Montserrat Caballé und Tochter Montserrat Marti.

 




Berlin – 18/09/1995

Berlin – 18/09/1995

 

 

Familiäres Gipfeltreffen

 

 

Begeisterungsstürme für die Caballé und Tochter Marti in der Staatsoper

Als sie die Arie der Adriana Lecouvreur als erste Zugabe ankündigt, schenkt Montserrat Caballé dem Bravorufer vom Rang ihr strahlendstes Lächeln. Und mit einer kleinen abwehrenden Geste äußert die Diva bescheiden in seine Richtung: "Man weiß ja nie!" Völlig unbegründet. Bot sie doch zuvor zwei Stunden lang mit ihrer Tochter Montserrat Marti ein Feuerwerk exzellenter Sangeskunst, das die Stimmengourmets am Sonnabend in der restlos ausverkauften Staatsoper zu stehenden Begeisterungsstürmen hinreißt.

 

Sie brechen los, kaum, daß das finale Bolero-Duett aus der Zarzuela "Los Diamantes de la Corona" von Barbieri verklungen ist. Dabei erscheint die in ein silberspitzenbesetztes schwarzes Abendkleid gewandete Montserrat Caballé mit einem Fächer, Montserrat II. mit Kastagnetten. Nun wird es also auch optisch noch einmal so richtig spanisch. In dem rhythmisch hinreißenden Volkstanz spiegelt sich ein inniges Verhältnis zwischen Mutter und Tochter wider. Zwei Stimmen und ein Herz, ganz wie es der Titel des Liederabends "Two voices, one heart" verheißt.

 

Am Klavier begleitet mit gefühlvollem Anschlag Manuel Burgueras, erzeugt immer wieder die Illusion eines unterschiedlich besetzten Orchesters. Zuerst singen die beiden Sopranistinnen abwechselnd anspruchsvolle barocke Konzertarien von Antonio Scarlatti, Vivaldi und Paisiello. Einem Ausflug ins Italienische (Rossini, Donizetti) und Französische (Saint-Saens, Debussy, Massenet) folgt dann die Hinwendung in heimatliche Gefilde (Turina, Caballero). Unwahrscheinlich leicht hält die Caballé ihre Stimmbänder in Bewegung. Sie beherrscht ihre hochgerühmte Pianissimotechnik nach wie vor aus dem Effeff und jongliert mit Schwelltönen, als seien sie die einfachste Sache von der Welt. Da will die Tochter nicht zurückstehen. Sie kultiviert die schöne Linie, wenngleich es ihr an differenzierter Verinnerlichung noch fehlt.

 

Bei dem familiären Gipfeltreffen herrscht dann eitle Sopran-Sonne. In den Duetten verschmilzt die gedeckte, "mütterlichere" Stimmfarbe vorzüglich mit der hellen und offenen von Tochter Marti, bezaubert das glühende Farbenspiel aus Temperament und Sinnenglut. Zwei funkelnde Stimmdiamanten, deren Feinschliff sich im (dazugegebenen) Rossinischen "Katzenduett" noch einmal brillant offenbart. Daß trotz Programmheft-Info die neueste, heißbegehrte "Two voices"-CD nicht erhältlich ist, gerät nicht zum Ruhm dieses unvergeßlichen Abends.

 





13

13.04.1995

New York

Carnegie Hall

30 Jahre Carnegie Hall

 




17/04/1995 – THE NEW YORK TIMES

17/04/1995 – THE NEW YORK TIMES

 

In Performance; CLASSICAL MUSIC

 

By BERNARD HOLLAND

 

A Familiar Symbiosis Between Diva and Her Fans Montserrat Caballe, soprano

 

 

Carnegie Hall

 

It met all the qualifications for a diva evening: nostalgic repertory, thunderous if uncritical affection and frequent changes of clothing. Montserrat Caballe sang for her fans on Thursday evening. The New Jersey Symphony was onstage with her. Jose Collado conducted.

 

A familiar symbiosis was at work. As far as Miss Caballe's admirers are concerned, she can do no wrong; so when she occasionally did, no one chose to notice. The soprano voice is still big after its many years of use, but almost necessarily some of the luxury has worn away. With gloriousness of timbre less able to distract our attention, Miss Caballe's odd mannerisms become more pronounced: the startling sudden fortes, the near inaudibility of her equally sudden pianissimos, the swoops of portamento, the frequent flirtations with flatness and sharpness.

 

At moments Miss Caballe still sounds formidable, although I enjoyed the singing in the "Salce, salce" from Verdi's "Otello" and Boito's "L'altra notte" more than I did the musicality of the singing. (Thursday's audience seemed to love both.) If the other items from Rossini, Cilea and Verdi also seemed more about a legendary voice than legendary music drama, the zarzuela arias at the end by Chapi, Serrano and Nieto were natural, unselfconscious and an unalloyed delight.

 

Working hard with a good but evidently under-rehearsed orchestra, Mr. Collado did some splendid roof-raising in Gimenez's Interlude from "La boda de Luis Alonso." The Overtures to Rossini's "L'Italiana in Algeri" and Verdi's "Forza del destino" were heartfelt but makeshift.

 





24

24.01.1995

Zürich

 

Recital, Piano: MANUEL BURGUERAS

 




Zürich - 24/01/1995

Zürich - 24/01/1995

Montserrat Caballé im Zürcher Kongresshaus

 

Filigrane Stimme

 

ZÜRICH - Montserrat Caballé (61) verzaubert das Publikum mit ihrer einzigartigen und gepflegten Stimme und ihrer fröhlichen Ausstrahlung. Am Sonntag gab die Diva im Zürcher Kongresshaus einen Liederabend.

«Hoi Schätzele» - leicht und charmant klingt die volkstümliche Zugabe. Die Primadonna nimmt Blumen und Applaus huldvoll entgegen und reicht ihrem Pianisten Manuel Burgueras eine weisse Rose aus dem Bouquet.

Das Programm ist ausgewogen. Die Caballé singt Lieder von Alessandro Scarlatti (1660-1725) bis Maria Rodrigo (1888-1967). Melancholisch weich, dann wieder filigran spritzig - mit ihrer enormen Stimmtechnik spielt die Sängerin perfekt. Die Koloraturen klingen luftig, die Triller scheinen aus dem Nichts zu kommen, schwellen an und verhauchen wieder. Ein phänomenales Piano.

Dramatische Musik, wie Rossinis Kavatine aus «Tancredi», nimmt sie breit und leicht zurückhaltend. Dafür brilliert sie mit ihrem langen Atem. Ein Liederabend mit Montserrat Caballé ist ein Fest unangestrengter und vollendeter Gesangskunst.

 

 





22

22.11.1994

New York

Carnegie Hall

Recital, Piano: MANUEL BURGUERAS

 




26/11/1994 – THE NEW YORK TIMES

26/11/1994 – THE NEW YORK TIMES

 

A Display of Flexibility By Montserrat Caballé

 

By ALLAN KOZINN

 

One thing was apparent very early in Montserrat Caballe's recital at Carnegie Hall on Tuesday evening, and that was that her style involves a tradeoff of sorts. What she offers is a sweet, beautifully manipulated and, in her best moments, seductively sensual sound. But much of the time, this sheer vocal beauty comes at a cost in depth. How serious a problem that is depends on what a listener looks for in a recital. There are times, after all, when one is grateful for ravishing vocalism and willing to overlook everything else.

 

Perhaps the best example of this transaction at work on Tuesday was Haydn's "Grande Scena di Berenice," a showpiece that draws both its form and its energy from touching on emotional extremes, and which demands considerable vocal flexibility. Flexibility was no problem for Miss Caballe. She moved easily between the scene's recitative and aria sections, regulating color and dynamics in much the same way a master instrumentalist might. It was consistently elegant singing. Yet the work's drama and emotionalism seemed locked behind a patrician veneer.

 

The other offerings on the first half of the program -- selections by Scarlatti, Paisiello and Piccini -- were similarly constituted, and although the silken pianissimo sound she brought to Paisiello's "Il mio ben quando verra" made that aria a highlight of the evening, the group as a whole quickly grew dull and undifferentiated.

 

Miss Caballe connected more firmly with the Spanish works to which she devoted the second half of her program. These songs by Joaquin Turina, Maria Rodrigo, Ruperto Chapi, Jeronimo Gimenez and Manuel Fernandez Caballero, all draw on folkloric and flamenco elements, and Miss Caballe sang them more spiritedly than anything on the first part of the program. Not that they transformed her into a firebrand: even Gimenez's "Ah, Malhaya," with its rapid-fire threats of violent retribution, was sung with decorous restraint.

 

But her agile ornamentation and her graceful use of color -- particularly in some of the more delicate sections of these songs -- caught the essential soul of these pieces. She sang seven encores, among them Spanish and Catalan songs and arias by Cilea, Puccini and Massenet.

 

Miss Caballe was celebrating the 30th anniversary of her New York debut (the actual date is later in the season). Her pianist, Manuel Burgueras, was able and unobtrusive, and made the most of his moment in the spotlight, a shapely account of the "Dedicatoria" movement of Turina's "Poema en Forma de Canciones."

 

 





24

24.07.1992

Glyndebourne

Gala Glyndebourne

u.a. mit Montserrat Caballé /

Cond. : BERNARD HAITINK

 




25/07/1992 – THE NEW YORK TIMES

25/07/1992 – THE NEW YORK TIMES

 

Review/Opera; At Glyndebourne, Changes in Body and in Soul

 

By EDWARD ROTHSTEIN

 

 

An era came to an end here tonight with the fireworks that lighted up the sky above the Sussex downs, the flares and rockets revealing for the last time at the Glyndebourne Festival the outline of its opera house, which is scheduled to be demolished next week.

 

The light show followed an evening of musical fireworks -- a gala concert at which distinguished alumni of the opera festival, including Ruggero Raimondi, Montserrat Caballe, Bernard Haitink and Benjamin Luxon, paid tribute to the old opera house in the presence of the Prince of Wales. The theater was built as an addition to the country mansion here in 1934, and has since been the host of a privately financed series of performances and productions that have had a remarkable influence on world taste.

 

There was also sentimentality in this tribute, for the annual Glyndebourne festival has some characteristics of an exclusive club; it even has "members" who account for nearly 90 percent of the ticket sales. Tonight, with gala tickets selling for up to a thousand pounds ($1,900), that club was holding its final meeting in its old home. Next year performances will take place in London as construction on the new theater proceeds. Usually there is a 75-minute "interval" during which the formally dressed opera-goers picnic on the rear lawn. Tonight they were relieved of the need for blankets and hampers: dinner was served in a large tent after the concert.

 

This sort of gala, of course, has become quite commonplace in the musical world as institutions celebrate their anniversaries or graduations. But what made this gala distinctive was what has made Glyndebourne distinctive: an attentiveness to the music rather than the stars. Ms. Caballe gave a portrait of Desdemona's death from "Otello." Felicity Lott gave a stunning performance of the final scene from "Capriccio." And Cynthia Haymon gave Gershwin's "Summertime" a sinuous, refined interpretation. Other artists included Frederica von Stade in a series of infectious readings, the festival's music director, Andrew Davis, leading the London Philharmonic, and Elisabeth Soderstrom, Dame Janet Baker and Sir Geraint Evans introducing the selections.

 

But the gala also marked a point of transition for the festival. The next time opera is presented here it will be in a new 33-million-pound ($63 million) hall rather than in an theater that is an extension of this eccentric manor's odd personality; that hall will be more than a third larger as well, growing to 1,150 seats. The atmosphere of slightly quaint awkwardness in the strangely laid out lobbies will give way to planned architectural charm, something that will surely have some impact on the collegial informality that exists here despite black tie and evening dress. And the new theater will provide new temptations and opportunities for the festival stagings.

 

But the two productions I saw this week confirmed that a more substantial change is gradually taking place in the traditional, realist approach to opera that has made Glyndebourne's reputation.

 

The change was not, fortunately, in the other area of Glyndebourne's renown, musical accomplishment. Tchaikovsky's "Queen of Spades" on Thursday night and Britten's "Death in Venice" on Wednesday were finely etched performances that would have done credit to any major opera house. Without major stars there was much major singing; expression of character and articulation of line were more important than making a big impression.

 

In "Spades," for example, Nancy Gustafson was a strong-willed but vulnerable Lisa. She let her attractive soprano open on top without ever pushing it; the sighs and swells of her vocal lines had a natural, spontaneous feel. Yuri Marusin, who sings with the Maly Theater in St. Petersburg, may have begun his role as Herman sliding up to notes and seeming blustery, but he gradually made his singing indistinguishable from acting; the musical exclamations of the closing scenes were as potent as the character's hysterical laughs and sobs. Other highlights included Mr. Davis's idiomatic conducting and Sergei Leiferkus's Count Tomsky. At opera's end, the audience's stomps and cheers were entirely justified.

 

 

 





02

02.04.1992

New York

Tully Hall

Recital, Piano: MANUEL BURGUERAS

 




04/04/1992 – THE NEW YORK TIMES

04/04/1992 – THE NEW YORK TIMES

 

Classical Music in Review

 

By ALLAN KOZINN

 

Montserrat Caballé / Alice Tully Hall

 

 

The recital Montserrat Caballé sang on Thursday evening was a benefit for the Spanish Institute, and the soprano paid homage to her country by devoting the second half of her program to Spanish music. The first half was somewhat more conventional, bringing together works by Vivaldi and Rossini.

 

A listener who came to the program with regard for Miss Caballé's accomplishments could not avoid noting the toll time has taken on her voice. Rough breaks, occasional wobbles and an inconsistent control were among the flaws for which one had ample opportunity to make excuses. But one also had to note that when Miss Caballé overcame these problems -- in Rossini's "Mi lagnero tacendo" or in her first encore, Puccini's "O mio babbino caro" -- she demonstrated a way with phrasing that brought the audience to its feet.

 

Miss Caballé took a few moments to warm to her opening Vivaldi group, and not surprisingly, her view of the music was that of a singer who dwells mostly in the world of Romantic opera, not Baroque music. This was not necessarily a bad thing. She sang the more florid sections of "Un certo non se che" and "Agitata da due venti," elegantly, and in the latter, in "Sposa son disprezzata" and in Rossini's "Di tanti palpiti," her coloration shaped and clarified the music's emotional world.

 

After the intermission, Miss Caballé sang a selection of songs by Granados and Turina and zarzuela arias by Chapi and Nieto. She sang these and the mostly operatic encores that followed with flexibility, color and an appealing sense of characterization.

 

The accompanist, Manuel Burgueras, was a somewhat more subdued partner than Miss Caballé's usual collaborator, Miguel Zanetti, but he played supportively and with sensitivity and clarity.